WB Biennale
In ihrer Sichtbarkeit marginalisiert, diskursiv vernachlässigt und an die Aufmerksamkeitsränder der Biennale verbannt, rücken wir Sanitäranlagen als Orte, an denen sich politische, rechtliche und ökonomische Prozesse bündeln, ins Zentrum des österreichischen Pavillons 2020. Wir denken über Sanitäranlagen dabei nicht nur als gebauten Ausdruck von Normen und historisch determinierte Ausformungen nach, sondern verstehen diese als Spielfeld für den Widerstreit an Meinungen. Als Sammelbecken, das eine Fülle an Nachrichten und Bildern aufnimmt, wird der österreichische Pavillon in einen Ort transformiert, an dem sich die gegenwärtige Spaltung der politischen Lager und die zunehmende Atomisierung der Gesellschaft spiegelt.
Ein sockelartiger, geschlossener Baukörper mit zentralem Portal, dem ein durchlaufendes Oberlichtenband aufsitzt. Parallel vor das Gebäude platziert, soll eine Wandscheibe in diesem Beitrag auch die Erschließung anpassen: Nicht mehr frontal, sondern lateral, von zwei Seiten kann das Gebäude nun betreten werden. Dies spielt weniger auf die vorherrschende Geschlechtertrennung in Sanitäranlagen an, sondern fragt vielmehr nach einer tiefergreifenden, gesellschaftlichen Spaltung. Im Inneren des Pavillons befinden sich rundumlaufend WC-Kabinen und Waschbecken, die sich an industriellen Standards orientieren. An den Innenwänden oder anstelle der sonst üblichen Flächen für Reinigungsprotokolle oder Werbeplakate, eröffnen sich vielfältig adaptierbare Ausstellungsmöglichkeiten. Je nach geöffneter (und benutzter) Kabine bietet sich den Besucher*innen dabei ein fragmentarischer Blick auf die Ausstellung. Dieser Beitrag schreibt sich dezidiert keine Positionierung auf die Fahnen. Das Anbringen von Stickern, Tags, Kritzeleien und Graffitis ist erlaubt und erwünscht. Diese Hinterlassenschaften ersetzen das im Pavillon sonst eingesetzte Gästebuch, das nun als Dokumentation der in den Sanitäranlagen vorgefundenen „Nachrichten“ unter dem Instagram-Account #flush2020 regelmäßig publiziert wird. Diese Äußerungen stehen auf einer Ebene mit in den Kabinen angebrachten Inhalten, mit denen sie in einen produktiven Widerstreit treten. Unter dem Titel Flush entsteht ein benutzbares, nützliches und zugleich handlungsoffenes Gebilde. Als zentrale Sanitäranlage des Geländes soll in diesem Projekt eine Neuausrichtung der Besucher*innen-Ströme bewirkt werden. So wird angedacht, die öffentlichen Sanitäranlagen des Geländes für die Dauer der Ausstellung zu schließen und anstelle dessen den österreichischen Pavillon zur Anlaufstelle zu machen. Hierbei steht ein selbstreflexiver Einsatz im Vordergrund: Der Festivalcharakter der Biennale selbst und die dabei entstehenden Anforderungen an die Versorgungsstruktur wie Cafés, Info-Stände und – wie in diesem Beitrag – der Sanitäranlagen, soll hinterfragt werden. Was bedeutet es für die Besucher*innen wenn das gewohnte Orientierungs- und Farbschema (etwa Blau für Sanitärbereiche oder Orange für Restaurationsbetriebe) lückenhaft ist? Welche materiell-sinnliche Qualitäten haben die im Gelände bereitgestellten Sanitäranlagen eigentlich?
Jahr: 2019
Ort: Venedig
WB Biennale
In ihrer Sichtbarkeit marginalisiert, diskursiv vernachlässigt und an die Aufmerksamkeitsränder der Biennale verbannt, rücken wir Sanitäranlagen als Orte, an denen sich politische, rechtliche und ökonomische Prozesse bündeln, ins Zentrum des österreichischen Pavillons 2020. Wir denken über Sanitäranlagen dabei nicht nur als gebauten Ausdruck von Normen und historisch determinierte Ausformungen nach, sondern verstehen diese als Spielfeld für den Widerstreit an Meinungen. Als Sammelbecken, das eine Fülle an Nachrichten und Bildern aufnimmt, wird der österreichische Pavillon in einen Ort transformiert, an dem sich die gegenwärtige Spaltung der politischen Lager und die zunehmende Atomisierung der Gesellschaft spiegelt.
Ein sockelartiger, geschlossener Baukörper mit zentralem Portal, dem ein durchlaufendes Oberlichtenband aufsitzt. Parallel vor das Gebäude platziert, soll eine Wandscheibe in diesem Beitrag auch die Erschließung anpassen: Nicht mehr frontal, sondern lateral, von zwei Seiten kann das Gebäude nun betreten werden. Dies spielt weniger auf die vorherrschende Geschlechtertrennung in Sanitäranlagen an, sondern fragt vielmehr nach einer tiefergreifenden, gesellschaftlichen Spaltung. Im Inneren des Pavillons befinden sich rundumlaufend WC-Kabinen und Waschbecken, die sich an industriellen Standards orientieren. An den Innenwänden oder anstelle der sonst üblichen Flächen für Reinigungsprotokolle oder Werbeplakate, eröffnen sich vielfältig adaptierbare Ausstellungsmöglichkeiten. Je nach geöffneter (und benutzter) Kabine bietet sich den Besucher*innen dabei ein fragmentarischer Blick auf die Ausstellung. Dieser Beitrag schreibt sich dezidiert keine Positionierung auf die Fahnen. Das Anbringen von Stickern, Tags, Kritzeleien und Graffitis ist erlaubt und erwünscht. Diese Hinterlassenschaften ersetzen das im Pavillon sonst eingesetzte Gästebuch, das nun als Dokumentation der in den Sanitäranlagen vorgefundenen „Nachrichten“ unter dem Instagram-Account #flush2020 regelmäßig publiziert wird. Diese Äußerungen stehen auf einer Ebene mit in den Kabinen angebrachten Inhalten, mit denen sie in einen produktiven Widerstreit treten. Unter dem Titel Flush entsteht ein benutzbares, nützliches und zugleich handlungsoffenes Gebilde. Als zentrale Sanitäranlage des Geländes soll in diesem Projekt eine Neuausrichtung der Besucher*innen-Ströme bewirkt werden. So wird angedacht, die öffentlichen Sanitäranlagen des Geländes für die Dauer der Ausstellung zu schließen und anstelle dessen den österreichischen Pavillon zur Anlaufstelle zu machen. Hierbei steht ein selbstreflexiver Einsatz im Vordergrund: Der Festivalcharakter der Biennale selbst und die dabei entstehenden Anforderungen an die Versorgungsstruktur wie Cafés, Info-Stände und – wie in diesem Beitrag – der Sanitäranlagen, soll hinterfragt werden. Was bedeutet es für die Besucher*innen wenn das gewohnte Orientierungs- und Farbschema (etwa Blau für Sanitärbereiche oder Orange für Restaurationsbetriebe) lückenhaft ist? Welche materiell-sinnliche Qualitäten haben die im Gelände bereitgestellten Sanitäranlagen eigentlich?
Jahr: 2019
Ort: Venedig