WB Getreidemarkt
Woher kommt diese Selbstverständlichkeit bei der Konstruktion und Renovierung von Räumen allgemein und Ausstellungsräumen im Besonderen, die meist durch weiß bemalte Gipskartonplatten normative Neutralität suggerieren?
Diese eigentümlichen Eigenschaften von Räumen in besonders gefragten Lagen schafft in der Regel eine eindeutige Zuordnung eines solchen Raums zu einer Institution. Zunächst irgendeiner, aber auf jeden Fall einer Institution. Wie durch einen Bypass, ähnlich einer Fischleiter bei einem Staudamm*, scheint sich ein Code für institutionelle Räume etabliert zu haben, welcher oft unhinterfragt angewandt wird. Dabei muss die jeweilige Institution oft durch massiven Einsatz von Logos, Leuchttafeln und anderen Schaufensterverzierungen o.Ä. gestützt werden.
Die vorgeschlagene Konstruktion stützt nicht den Raum oder eine bereits vorhandene Idee, sondern etwas Unbekanntes. Zugleich wird der Raum den Anforderungen entsprechend flexibel gehalten und ermöglicht so verschiedenste Möblierungsvarianten, Veranstaltungen etc. Der weiß ausgemalte Raum wird so für ein Jahr transformiert von einer Schalung, welche das noch Kommende nicht direkt zeigt.
What is it? Sechs Stützen, drei auf jeder Seite des Raums – gemeinsam mit den Stützbeinen und dem Absenkkopf bilden diese Säulen – tragen eine Unterkonstruktion, auf welcher leuchtend gelbe Schalbretter verlegt sind. An dieser Konstruktion im Gesamten sind selbstverständlich Abhängungen, Leuchtmittel usw. mit Leichtigkeit anzubringen. Üblicherweise als Deckenschalung verwendet, zeigt das Schaufenster der Akademie auf den ersten Blick typische Charakteristika einer Baustelle. Es offenbart sich jedoch bald eine gewisse Irritation, da die verwendeten Elemente, neu und unbenutzt, durch ihre Makellosigkeit und Unversehrtheit im wahrsten Sinne des Wortes glänzen. Die Holzverkleidung, wie man sie bei schützenswerten Gebäuden oder Bäumen sieht, werden ebenfalls von der Baustelle entlehnt. Dabei ist sie nicht in rohem Holz gehalten, sondern erweitert den Raum durch einen weißen Anstrich auf den Gehsteig und die Straße hinaus. Das Schaufenster ermöglicht so den Blick in eine unversehrte Baustelle, welche die Tragstruktur der Zukunft erst schafft. Weitere Unterschiede zu einer herkömmlichen Baustelle sind die präzise Positionierung und Ausrichtung aller Elemente und das Vorhandensein des bereits eingelegten Bodenbelags, welcher jedoch an den Stützpunkten kreisförmig ausgeschnitten wird, um ihn nicht dauerhaft zu schädigen. Was wird jedoch im Geschoß darüber gegossen? Oder wird die Decke nur abgestützt, um nicht einzubrechen und die Besucherinnen mit Staub, Putz und anderen Strukturen vergangener Tage zu berieseln. In den weißen, neutralen, klinischen Raum wird ein ähnlich makellos sauberer eingefügt, der jedoch grell und signalisierend ist.
Konstruktive Kritik Die Verwendung dieser Materialien ermöglicht einen neuen, notwendigen Vorschlag für die Verteilung des Budgets. Ein Wettbewerb dieser Art hat immer zur Folge, dass einer prämierten Idee viel unbezahlte Arbeit der vielen anderen Teilnehmer*innen entgegensteht. Daher sollen die 4943€ (10000€ Budget + 1000€ Gewinner*innenprämie - 6057€ Umsetzungskosten) in gleichen Teilen an alle Teilnehmerinnen des Wettbewerbs ausbezahlt werden. Dies wird ermöglicht, indem alle eingeladen werden, bei dem Bau der Baustelle mitzuarbeiten. Dieser Beitrag ist somit nicht nur eine räumliche Struktur mit Symbolik o.Ä., sondern hat das Potential, ein Handeln zu ermöglichen, das Teil seines Entstehungsprozesses ist und mit der Herstellung von etwas Neuem im oberen Geschoss einhergeht. Höchstwahrscheinlich entstehen hierbei multifunktionale Konzepte zur innovativen Möblierung mit einem hohen Maß an Flexibilität. Und vielleicht auch ein sozialer Raum, welcher kritischen Diskurs auf vielen (imaginierten) Ebenen fördert.
Jahr: 2020
Ort: Wien
WB Getreidemarkt
Woher kommt diese Selbstverständlichkeit bei der Konstruktion und Renovierung von Räumen allgemein und Ausstellungsräumen im Besonderen, die meist durch weiß bemalte Gipskartonplatten normative Neutralität suggerieren?
Diese eigentümlichen Eigenschaften von Räumen in besonders gefragten Lagen schafft in der Regel eine eindeutige Zuordnung eines solchen Raums zu einer Institution. Zunächst irgendeiner, aber auf jeden Fall einer Institution. Wie durch einen Bypass, ähnlich einer Fischleiter bei einem Staudamm*, scheint sich ein Code für institutionelle Räume etabliert zu haben, welcher oft unhinterfragt angewandt wird. Dabei muss die jeweilige Institution oft durch massiven Einsatz von Logos, Leuchttafeln und anderen Schaufensterverzierungen o.Ä. gestützt werden.
Die vorgeschlagene Konstruktion stützt nicht den Raum oder eine bereits vorhandene Idee, sondern etwas Unbekanntes. Zugleich wird der Raum den Anforderungen entsprechend flexibel gehalten und ermöglicht so verschiedenste Möblierungsvarianten, Veranstaltungen etc. Der weiß ausgemalte Raum wird so für ein Jahr transformiert von einer Schalung, welche das noch Kommende nicht direkt zeigt.
What is it? Sechs Stützen, drei auf jeder Seite des Raums – gemeinsam mit den Stützbeinen und dem Absenkkopf bilden diese Säulen – tragen eine Unterkonstruktion, auf welcher leuchtend gelbe Schalbretter verlegt sind. An dieser Konstruktion im Gesamten sind selbstverständlich Abhängungen, Leuchtmittel usw. mit Leichtigkeit anzubringen. Üblicherweise als Deckenschalung verwendet, zeigt das Schaufenster der Akademie auf den ersten Blick typische Charakteristika einer Baustelle. Es offenbart sich jedoch bald eine gewisse Irritation, da die verwendeten Elemente, neu und unbenutzt, durch ihre Makellosigkeit und Unversehrtheit im wahrsten Sinne des Wortes glänzen. Die Holzverkleidung, wie man sie bei schützenswerten Gebäuden oder Bäumen sieht, werden ebenfalls von der Baustelle entlehnt. Dabei ist sie nicht in rohem Holz gehalten, sondern erweitert den Raum durch einen weißen Anstrich auf den Gehsteig und die Straße hinaus. Das Schaufenster ermöglicht so den Blick in eine unversehrte Baustelle, welche die Tragstruktur der Zukunft erst schafft. Weitere Unterschiede zu einer herkömmlichen Baustelle sind die präzise Positionierung und Ausrichtung aller Elemente und das Vorhandensein des bereits eingelegten Bodenbelags, welcher jedoch an den Stützpunkten kreisförmig ausgeschnitten wird, um ihn nicht dauerhaft zu schädigen. Was wird jedoch im Geschoß darüber gegossen? Oder wird die Decke nur abgestützt, um nicht einzubrechen und die Besucherinnen mit Staub, Putz und anderen Strukturen vergangener Tage zu berieseln. In den weißen, neutralen, klinischen Raum wird ein ähnlich makellos sauberer eingefügt, der jedoch grell und signalisierend ist.
Konstruktive Kritik Die Verwendung dieser Materialien ermöglicht einen neuen, notwendigen Vorschlag für die Verteilung des Budgets. Ein Wettbewerb dieser Art hat immer zur Folge, dass einer prämierten Idee viel unbezahlte Arbeit der vielen anderen Teilnehmer*innen entgegensteht. Daher sollen die 4943€ (10000€ Budget + 1000€ Gewinner*innenprämie - 6057€ Umsetzungskosten) in gleichen Teilen an alle Teilnehmerinnen des Wettbewerbs ausbezahlt werden. Dies wird ermöglicht, indem alle eingeladen werden, bei dem Bau der Baustelle mitzuarbeiten. Dieser Beitrag ist somit nicht nur eine räumliche Struktur mit Symbolik o.Ä., sondern hat das Potential, ein Handeln zu ermöglichen, das Teil seines Entstehungsprozesses ist und mit der Herstellung von etwas Neuem im oberen Geschoss einhergeht. Höchstwahrscheinlich entstehen hierbei multifunktionale Konzepte zur innovativen Möblierung mit einem hohen Maß an Flexibilität. Und vielleicht auch ein sozialer Raum, welcher kritischen Diskurs auf vielen (imaginierten) Ebenen fördert.
Jahr: 2020
Ort: Wien